Ich will nicht mehr MÜSSEN! Dieser Satz ist mir in den letzten Tagen immer wieder durch den Kopf gegangen. Verdammt, ich will einfach nicht mehr immer nur Müssen! Ich muss dies tun, ich muss das tun. Immer nur Müssen und Sollen. Und wo bleibt das Wollen? Plötzlich habe ich das Gefühl, dass mein ganzes Leben nur noch aus Verpflichtungen und Verantwortung besteht, aus Terminen und Fristen, Aufgaben und Erwartungen, die erfüllt werden sollen. Gleichzeitig weiß ich, dass ein Teil davon selbstgemachte Erwartungen sind, die ich ganz alleine für mich aufgestellt habe. Auf der anderen Seite die vielen Aufgaben, die ich ganz automatisch als Mutter, Hausfrau und Selbständige habe. Also alles völlig normal?! Ich habe mir das Leben schließlich genau so ausgesucht! Doch warum erdrückt es mich plötzlich so? Was ist los mit mir?
So schön fühlt sich Freiheit an…
Warum bin ich plötzlich so in Aufruhr, so extrem genervt von
diesem Müssen und Sollen? Warum rebelliert es so in mir? Was ist
passiert, das mich so aus der Bahn wirft und mein ganzes Leben gerade so in
Frage stellt? Schließlich sind wir doch erst vor wenigen Tagen aus unserem
ersten kleinen Familienurlaub zurückgekommen. Ich müsste doch eigentlich total
erholt sein! Da war es doch schon wieder! Dieses Müssen.
Tatsächlich war der Urlaub eine wunderschöne, erholsame Auszeit. Entgegen aller
Befürchtungen hat es mit unserem kleinen Fips wirklich wunderbar geklappt. Die
Umstellung auf die neue Umgebung, die neuen Eindrücke, all das hat er so toll
gemeistert. Meine Ängste waren völlig unbegründet. Doch nicht nur das: Selten war
ich in den vergangenen Jahren so entspannt und ruhig, so ausgeglichen und ganz bei
mir. War es das heilsame Klima an der Nordseeküste? Der beruhigende Blick in
die unendliche Weite des Meeres? Die friedliche Umgebung in dieser herrlichen
Natur? Oder war es einfach die Freiheit, die wir hier hatten – so ganz ohne
Termine und Verpflichtungen? All das hat mich so geerdet, so tief entspannt,
dass ich es zunächst gar nicht glauben konnte. Kein Herzrasen, keine Atemnot,
kein Ohrenpiepsen. Einfach nur Ruhe.
Der Blick von außen öffnet die Augen.
Erst im Urlaub, als der Druck des Alltags langsam von mir abgefallen ist, habe ich erkannt, was eben dieser Druck tagtäglich mit mir macht, ohne dass mir das Ausmaß wirklich bewusst ist. Natürlich weiß ich, dass ich ständig unter Strom stehe. Das spüre ich ja jeden Tag. Doch immer wieder sage ich mir, dass ich ja schließlich nur ein Kind zu versorgen habe, dass ich doch so viel Unterstützung bekomme, dass ich das ja auch alles gerne mache und dass das eben so ist heutzutage – als berufstätige Mutter. Aber erst jetzt habe ich mit dem gewissen Abstand zum Alltag selbst erkannt und mir eingestanden: Ja, es ist verdammt nochmal hart! Es ist eine Mammutaufgabe! So sehr ich meine Mutterrolle mit all ihren Aufgaben liebe, so sehr raubt sie mir meine Energie und so sehr bin ich manchmal alles leid. Die vielen Termine bei Therapeuten, Ärzten, Kliniken, die Termine und Abstimmungen mit Pflegedienst, Hilfsmittelstellen, Ämtern, die Situation zuhause, jeder kleine Handgriff der Unterstützung, die unser Schatz noch braucht, auch wenn ich doch gleichzeitig weiß, wie toll er sich entwickelt hat. Es sind die vielen Momente, in denen ich nicht weiß, ob ich schreien oder weinen soll, und ich im nächsten Moment einfach nur so traurig darüber bin, dass ich das Mutter-Sein mal wieder gar nicht richtig genießen kann.
Wow…das alles hat unser kurzer Urlaub so schonungslos ans Tageslicht gebracht. Dinge, die ich schon vorher wusste, habe ich nun noch einmal unsanft zu spüren bekommen.
Im Chaos der Gefühle
Ja, ich glaube es ist die Überforderung von dem, was der Alltag mir abverlangt, von all den Dingen, die ich doch von Herzen gerne für mein Kind tue, und die mich aber gleichzeitig immer wieder an meine Grenzen bringen. Ein Zwiespalt, den ich zurzeit nur schwer ertragen kann. Wie mich die Liebe zu meinem Kind manchmal gleichzeitig traurig macht. Dann kann ich es oft gar nicht in Worte fassen, was es ist, tief in mir drin, das mich so durcheinanderwirbelt. Und ganz am Ende frage ich mich: Bin ich eine gute Mutter, wenn ich nach all den alltäglichen Aufgaben kaum noch Kraft und Freude habe, mit meinem Kind einfach nur Zeit zu verbringen und diese auch zu genießen? Wenn ich das Gefühl habe, dass ich Abstand brauche und mir dieser Abstand so guttut? Dann wünsche ich mir wieder den Urlaub zurück, ohne alle Verpflichtungen, ohne Termine, die Zeit, in der alles so viel harmonischer war.
Manchmal gibt es keine Lösung.
Und was ist nun die Lösung? An dieser Stelle gibt es keine Lösung. Das bin ich gar nicht gewohnt von mir. Ich finde doch immer eine Lösung. Aber heute möchte ich mir gar nicht wieder selbst einreden, wie ich doch alles besser machen könnte oder was vielleicht helfen könnte. Manchmal wollen die Dinge einfach nur gesagt werden und im Raum stehen. So ist es. Genau so! Und das ist okay. Die Lösung ist, das zu akzeptieren, was ist. Es nicht ändern zu wollen. Einfach abzuwarten, bis sich der Sturm gelegt hat. Morgen ist ein neuer Tag. Ich lasse mich überraschen, was er mit sich bringt.
Hey, Steffi ich möchte Dir eimal sagen, wie sehr ich Dich für Deine wunderbare Familie bewundere. Für Deine Geduld und Liebe für Euren supersuessen Sohn. Ich denke das nur besondere Menschen einen besonderen Sohn bekommen. Den nur besondere Menschen, können solch besondere Anforderungen bewältigen. LG
Liebe Tamara,
mit großer Verspätung, aber umso herzlicher: DANKE!
Danke für Deine lieben Worte und für das Lächeln, dass Ihr unserem Fips immer wieder ins Gesicht zaubert 😉
Liebe Grüße, Steffi