Unsere Geduld und unsere Hartnäckigkeit in den letzten fünf Monaten haben sich gelohnt: Heute kam die lang ersehnte Nachricht aus dem Kultusministerium in Wiesbaden. Endlich bekommen wir konkrete Unterstützung für die Corona-Tests bei unserem behinderten Sohn.
Stäbchen-Tests für Förderschüler – wer hat da nicht mitgedacht?
Angefangen hat alles im September letzten Jahres, als unser Sohn in die Schule kam. Er besucht eine Förderschule und wir sind wirklich ganz glücklich damit. Das Einzige, was uns von Anfang an Probleme bereitete, waren die Corona-Tests. Als Eltern eines Erstklässlers durften wir auf Vertrauensbasis den Test zuhause durchführen, was wir auch sehr ernst genommen haben. Doch das Ganze endete regelmäßig in einem Drama. Wie alle anderen Schülerinnen und Schüler in Hessen bekamen auch wir die üblichen Stäbchen-Tests mit nach Hause, mit denen wir dann einen Nasenabstrich machen sollten. Bei einem Kind mit geistiger Behinderung und autistischen Zügen ein Ding der Unmöglichkeit – zumindest in unserem Fall. Es mag sicher viele Kinder geben, die das ganz toll mitmachen und dabei auch viel Eigenständigkeit erlernen – aber es gibt eben auch Kinder, die dies durch ihre Entwicklung und ihre Behinderung nicht können. Dass sich darüber im Vorfeld niemand Gedanken gemacht hat, ist mir ein Rätsel – zumal in Kindergärten ja auch Lolli-Tests eingesetzt werden.
Eine Tortur für Kind und Eltern
Egal wie oft oder wie ruhig wir versuchten, unserem Fips zu erklären, was wir da tun müssen – er konnte es nicht verstehen. Zudem lässt er sich nur widerwillig im Gesicht anfassen – geschweige denn in der Nase bohren. Die Konsequenz: Er wehrte sich mit Händen und Füßen, so dass das Testen nur mit „Fixierung“ durch zwei Erwachsene überhaupt möglich war. Er weinte und schrie – und auch wir als Eltern waren mit den Nerven bald am Ende, weil wir unserem Sohn das eigentlich gar nicht antun wollten. Nach wenigen Malen haben wir entschieden, dass das so nicht weitergeht. Unsere Hoffnung war, dass wir stattdessen Lolli-Tests bekommen, so wie es in anderen Bundesländern auch gehandhabt wird.
Leider konnte uns die Schule an der Stelle nicht weiterhelfen. Also kontaktierte ich das Staatliche Schulamt. Doch auch hier kamen wir zunächst nicht weiter. Immerhin: Wir durften die Tests zukünftig in einem Testzentrum machen. Parallel dazu wurde unsere Anfrage an die nächsthöhere Stelle weitergeleitet.
Lolli-Tests im Testzentrum
Also fuhr ich dreimal pro Woche mit unserem Sohn zum nächstgelegenen Testzentrum. Anfangs lief das auch relativ gut. Das Personal war immer sehr geduldig und verständnisvoll und unterstützte uns, wo es ging. Unser Fips konnte in seinem Reha-Buggy sitzen bleiben – mittlerweile kannte man uns dort schon.
Irgendwann wurde aber auch hier das Testen zum Stressfaktor. Die vielen Menschen, die laute Umgebung und das alles nach einem langen Schultag – zu viel für unseren Sohn. Er fing auch hier an, um sich zu schlagen und zu petzen, zu spucken und sich im Buggy aufzubäumen. Irgendwann war es soweit, dass er nicht einmal mehr aus dem Auto steigen und am Ende auch nicht mehr das Haus verlassen wollte. Dreimal pro Woche das gleiche Theater. Als dann noch ein etwas achtloser Kommentar einer jungen Mutter dazu kam, bin auch ich mit Tränen in den Augen nach Hause gefahren. Wenig später wurde der Andrang auf die Testzentren so groß, dass die Leute sich in Schlangen drängten. Da war klar: So geht es nicht weiter!
Gar nicht testen oder selbst zahlen
Also wendete ich mich wieder an das Schulamt und erklärte die Situation. Wir brauchten endlich eine Lösung. Das Ergebnis: Laut einer Verordnung hätte uns die Schule von der Testpflicht befreien können. Ein unglaublicher Irrsinn. Natürlich war das weder in unserem noch im Sinne unseres Schulleiters. Die Alternative: Wir konnten uns Lolli-Tests in der Apotheke besorgen und zuhause machen – auf Vertrauensbasis. Die Kosten müssten wir aber selbst tragen.
Ich ließ nicht locker. Es konnte doch nicht sein, dass Kinder mit Behinderung solch einem Prozedere unterzogen werden bzw. dass am Ende die Familien mit diesem Problem alleine gelassen werden. Die Politik musste doch in der Lage sein, hierfür Lösungen zu schaffen. Mir ging es nicht mal um die Kosten, die sich natürlich summierten. Mir ging es vielmehr ums Prinzip. Also wendete ich mich auf Empfehlung des Schulamtes selbst an das Kultusministerium – und bekam Antwort.
Endlich eine Lösung aus der Politik
Es dauerte noch einige Wochen, bis der entsprechende Erlass dazu nun offiziell bekanntgegeben wurde, doch es hat sich gelohnt: Auch wenn ich in all den Monaten immer wieder enttäuscht, verärgert und auch wütend über die gesamte Testsituation war, bin ich heute einfach nur dankbar und vor allem erleichtert:
Endlich wird die Testsituation für viele Kinder und Familien in Hessen um einiges erleichtert. Endlich bekommen Kinder wie unser Sohn die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen einen Lolli- (oder Spuck-)Test in der Schule zu machen. Die Kosten dafür trägt die Schule.
Ich hoffe, dass auch Ihr für Eure Kinder eine gute Lösung für die Corona-Tests angeboten bekommt und auf die Bedürfnisse Eurer Kinder Rücksicht genommen wird. Wenn Ihr das Gefühl habt, dass dies nicht der Fall ist – egal in welchem Lebensbereich, dann kann ich Euch nur ans Herz legen, für Eure Kinder zu kämpfen! Es lohnt sich!