Als ich vorgestern Abend „nur nochmal kurz“ meine Emails checken wollte, sah ich, dass eine Freundin einen Kommentar zu meinem neuesten Artikel („Selbst schuld, sag ich da nur. Wie ein Arzttermin mit Kind NICHT ablaufen sollte.“) geschrieben hatte. Ein wunderbares Feedback, das mich wirklich berührte. Doch ein Satz stimmte mich nachdenklich:
„Auch wenn ich kein, wie du so schön sagst „besonderes“ Kind habe, kann ich doch so viele Situationen und Gefühle nachempfinden.“
Ich spürte, dass an diesem Satz etwas nicht stimmte, und das gefiel mir nicht. Wieso hat sie kein „besonderes“ Kind? Als Mutter von 3 Kindern?! Diese Aussage hat mich getroffen. Sind nicht alle Kinder besonders?!
Auweija!! Tue ich mit meiner Wortwahl nicht gerade allen anderen Müttern und Vätern unrecht? Um Gottes Willen! Das konnte ich nicht so stehen lassen! Durch diesen Kommentar meiner Freundin wurde mir klar, dass ich zu diesem Thema unbedingt noch ein paar Worte sagen wollte.
Vielleicht zur Erklärung vorneweg:
Als wir für unseren Fips die Diagnose Fragiles X-Syndrom bekamen, sagte der Arzt zu uns: „Sie haben ein besonderes Kind.“ Ich war im ersten Moment ganz gerührt und dankbar für diese netten Worte des Arztes, der unseren Sohn doch eigentlich noch gar nicht kannte!
Doch relativ schnell wurde mir klar, was der Arzt damit meinte. Ein „besonderes Kind“ – das ist eine liebevolle Beschreibung für ein Kind mit Behinderung – und zwar (in meiner Auffassung) mit einer geistigen Behinderung. Und ich mag diesen Begriff. Er ist so herrlich positiv, so leicht und unbeschwert. Daher habe ich diesen Begriff für die Überschrift in meinen Blog und auch für meinen Sprachgebrauch gewählt. Weil es sich für mich gut anfühlt.
Aber ich setze ihn auch bewusst in Anführungszeichen, weil er eben sehr gezielt gewählt ist. Weil in diesem Wort eine Botschaft mitschwingt:
Eben, dass unser Kind anders ist. Anders als andere Kinder.
Und ich gebe zu: In vielen Gesprächen tue ich mich auch immer noch schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn es um den Vergleich zwischen unserem Sohn und anderen Kindern geht. Wenn ich dann manchmal etwas zögerlich den Begriff „normale Kinder“ verwende – auch in angedeuteten Anführungszeichen – fühle ich mich schon etwas unwohl. Denn: ist unser Sohn nicht normal? Oder sind die anderen Kinder etwa „nur normal“?
NEIN! Sie sind alle besonders! Jedes Kind für sich und auf seine ganz BESONDERE Weise.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit meinen Worten niemals jemanden verletzen möchte – egal welche Begriffe ich verwende. Ich tue es nach meinem Bauchgefühl und ich hoffe, dass ich auch in Zukunft immer die passenden Worte finde.
Bildquelle: pixabay / suju-foto
Ich mag deinen Blog jetzt schon so sehr, du machst das einfach prima! Ihr seid toll, genau so wie ihr seid… Lg Bettina
Oh danke, liebe Bettina, das ist so süß von Dir!!
Liebe Grüße
Steffi