Der Schultag – eine ‚Black Box’
Es war für uns eine große Umstellung von der Kindergarten- auf die Schulzeit. Besonders gewöhnungsbedürftig war die Tatsache, dass wir so gut wie nichts vom Alltag unseres Sohnes mitbekamen. In der Kita konnte ich fast jeden Tag mit den Erzieherinnen und Erziehern sprechen. Doch seit unser Sohn in der Schule ist, gibt es einen solchen Austausch nicht. Zwar haben die Kinder ein Mitteilungsheft, allerdings ist dies für andere Informationen gedacht, z. B. ob unser Sohn wieder neue Windeln braucht, dass bald ein Ausflug stattfindet o. ä.
Doch wie sein Schultag war – davon habe ich bisher nicht wirklich etwas mitbekommen. Natürlich sagen mir viele Eltern, dass auch ihre Kinder nach der Schule nicht viel erzählen. Doch bei uns ist die Situation einfach eine andere. Zum einen kann unser Sohn ohne direkte Unterstützung keine Zusammenhänge oder Situationen wiedergeben, die er am Vormittag erlebt hat. Zum anderen sind Dialoge ohnehin schwierig und Teil seiner therapeutischen Behandlung. Dennoch haben wir nun eine tolle Lösung für das Problem gefunden.
Unterstützte Kommunikation mit einem Talker
Nach unserem letzten Elterngespräch in der Schule kam der Vorschlag von den Lehrern, dass wir ein Hilfsmittel aus der unterstützten Kommunikation ausprobieren könnten – den so genannten Talker ‚Step-by-Step’. Auf dieses Gerät kann unser Sohn gemeinsam mit einer Lehrkraft einige Sätze aufsprechen, die ich dann zuhause abhören kann. Ich war begeistert von der Idee.
Die Lehrer nehmen sich dafür jeden Tag ein paar Minuten Zeit und versuchen, gemeinsam mit unserem Sohn die Erlebnisse des Tages zusammenzufassen. Dazu animieren sie ihn, einzelne kurze Antworten zu geben. So lernt er nicht nur, in Kommunikation mit seinem Gegenüber zu gehen, sondern wir erfahren auch unglaublich viel über den Schulalltag. Einblicke, die wir vorher nicht hatten.
Andersherum üben wir nun auch zuhause das gemeinsame Aufsprechen auf den Talker. Dazu muss ich natürlich einen geeigneten Moment abwarten, in dem unser Sohn sehr ‚wach’ und aufmerksam ist und nicht gerade in seine Welt abdriftet. Aber inzwischen gewöhnt er sich daran, dass wir abends vor dem Schlafen gehen nochmal gemeinsam den Tag durchgehen. Er lernt, sich kurz vorzustellen, d. h. seinen Namen zu sagen, und dann einzelne Erlebnisse des Tages wiederzugeben – natürlich mit meiner Unterstützung und nur in Form von einzelnen Wörtern. Aber: inzwischen ist das zu einer schönen Routine geworden und an guten Tagen klappt es mittlerweile wirklich prima.
Am nächsten Morgen in der Schule darf er das Ganze dann vor den Lehrern und Kindern seiner Klasse abspielen. Dazu muss er immer wieder den großen Schalter drücken und alle hören gespannt zu. Auch wenn sich unser Sohn noch nicht so ganz daran gewöhnen kann, seiner eigenen Stimme oder den Stimmen der anderen auf diesem Gerät zuzuhören – Kinder und Lehrer oder auch ich zuhause freuen uns immer wieder über die kleinen Anekdoten aus dem Alltag.
LITTLE Step-by-Step, AbleNet
Das Modell ‚LITTLE Step-by-Step’
Als Talker verwenden wir das Modell ‚LITTLE Step-by-Step’ mit drei Ebenen. Hier können beliebig viele Mitteilungen oder Geräusche von maximal vier Minuten Länge nacheinander aufgenommen und wiedergegeben werden. Durch Tastendruck wird die erste Aussage abgespielt und mit jedem weiteren Drücken der Taste springt der Step-by-Step automatisch zur nächsten Aufnahme. So können Schritt für Schritt z.B. kleine Geschichten erzählt oder eine Abfolge von Informationen abgerufen werden.
Die wichtigsten Produktinfos auf einen Blick:
- 240 Sekunden Sprachspeicher, in beliebige Sequenzen aufteilbar
- mit Ebenenumschaltung: Aufnahmen in 3 getrennten Bereichen abspielbar
- eingebauter Lautsprecher mit Lautstärkeregler
- inkl. 4 verschiedener Tasterkappen in den Farben blau, grün, rot, gelb
Beantragung über die Krankenkasse
Übrigens: Nachdem wir zunächst ein Leihgerät aus der Schule verwendet haben und damit sehr zufrieden waren, haben wir uns dann um einen eigenen Talker gekümmert. Dazu habe mich an unser zuständiges SPZ gewendet und hier ein Rezept bestellt, das ich dann bei einem Sanitätshaus eingereicht habe. Hier wurde die Abwicklung mit der Krankenkasse und auch die Bestellung und Auslieferung des Produktes in die Wege geleitet – ganz einfach und unkompliziert.
Mein Fazit:
Der LITTLE Step-by-Step ist für uns eine große Erleichterung und Bereicherung im Alltag mit unserem Sohn.
Bildquelle Titelbild: pixabay / geralt
Prima. Viel Erfolg und Freude mit dem „Talker“.
Weiter so 👏👏